BGM in KMU – unterschätzter finanzieller Nutzen

Fast ein Drittel aller Schweizer Erwerbstätigen gibt laut dem Job-Stress-Index von Gesundheitsförderung Schweiz (2020) an, mehr Stressoren als Ressourcen am Arbeitsplatz vorzufinden. Ebenso viele Berufstätige bezeichnen sich als ziemlich oder sogar stark erschöpft. Mit Stress und Erschöpfung gehen Beschwerden, wie Depressionen, Schlafstörungen und chronische Krankheiten einher. Mit grosser Wahrscheinlichkeit steigt die Zahl der Betroffenen bei der nächsten Umfrage abermals an, wurde doch die momentan für viele Menschen schwierige und von Unsicherheit und Zukunftsängsten geprägte Gegenwart noch nicht berücksichtigt.

Es gibt kaum Unternehmen, die ganz auf betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) verzichten. Oft werden einzelne Punkte, zumindest der in der Schweiz gesetzlich vorgeschriebene Arbeitsschutz, umgesetzt. Er verpflichtet Unternehmen dazu, „alle Massnahmen zum Schutze der Gesundheit der Arbeitnehmenden zu treffen“. Oftmals re-agieren Unternehmen erst bei Handlungsbedarf auf bestehende Risikofaktoren, was einer pathogenetischen Sichtweise entspricht. Im Sinne von „die Mitarbeitenden sollen nicht krank werden“. Die Gesundheitsförderung und der damit verbundene salutogenetische Ansatz, im Sinne von „die Mitarbeitenden sollen gesund bleiben“, ist in unserem Land nicht gesetzlich verankert. Er erfolgt meist auf freiwilliger Basis und wird oftmals jedem Einzelnen überlassen.

So wird denn in der Schweiz BGM nur von jedem vierten Unternehmen systematisch und strukturiert umgesetzt. Häufig handelt sich dabei um Grossunternehmen. Den meisten KMU fehlen oft die notwendigen zeitlichen sowie personellen Ressourcen für eine umfassende Umsetzung von BGM, zudem wird der (finanzielle) Nutzen oftmals verkannt.

Es lohnt sich aber, gerade diesen näher zu betrachten. Der Job-Stress Index (2020) zeigt auf, dass sich jährlich insgesamt 7.6 Mrd. CHF an gesundheitsbedingten Produktivitätsverlusten anhäufen – Tendenz steigend. So waren dies bei der letzten Erhebung von Gesundheitsförderung Schweiz (2018) immerhin noch 1.3 Mrd. CHF weniger. Die Kennzahlen scheinen in einem Kausalzusammenhang mit der persönlich empfundenen Arbeitsintensivierung zu stehen. Unter Arbeitsintensivierung wird die Zunahme der Anstrengung bei der Arbeit während einer gewissen Zeit verstanden – was im Volksmund oft als Zeitdruck benannt wird. Werden Arbeiten nun also unter mehr Zeitdruck ausgeführt, kann dies zu einem Produktivitätsverlust von bis zu 19% führen. Der empfundene Zeitdruck wirkt sich auch auf das persönliche Wohlbefinden der Befragten aus. Knapp 30% der Arbeitnehmenden gaben an, mehr Stressoren als Ressourcen am Arbeitsplatz vorzufinden. Dieser Wert ist seit der letzten Befragung (2018) um 5% angestiegen.

Als häufigster Stolperstein bei der Umsetzung eines umfassenden BGM in KMU wird der Vorrang des Tagesgeschäftes genannt. Der finanzielle und zeitliche Aufwand wird zudem als sehr gross eingeschätzt. Stellt man diesem Argument jedoch die Tatsache gegenüber, dass aus einer seriösen Umsetzung von BGM weniger Krankheitskosten, eine höhere Produktivität sowie eine verbesserte Arbeitszufriedenheit, eine tiefere Fluktuationsrate und letztendlich eine höhere Wertschöpfung resultieren, sollte das Thema BGM in KMU eine hohe Priorität geniessen.

Wie der Volksmund so schön zu sagen pflegt: „auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“.

In diesem Sinne ist ein firmeninterner Nordic-Walking Kurs oder s’Zmettag im Glas eine erste, einfach umsetzbare Massnahme einer erfolgreichen Umsetzung von BGM in DEINEM KMU.