#klartext: Das Geheimnis guter Entscheidungen

«Wer keine Entscheidung trifft, den treffen die Entscheidungen». Der deutsche Unternehmer Max Grundig bringt es auf den Punkt. Doch was bewegt Menschen, die eine oder andere Option zu wählen und wie trifft man schlussendlich gute Entscheidungen? Antworten finden sich mitunter sowohl in der Entscheidungspsychologie und in den Wirtschaftswissenschaften als auch in der Psychoanalytik. Kein Wunder stösst die Thematik auf reges Forschungsinteresse, treffen wir doch, wenn man der Fachliteratur Glauben schenken will, rund 20’000 Entscheidungen – pro Tag.

Würde unser Gehirn bei jeder Entscheidung eine aufwändige und detaillierte Analyse vornehmen, könnten wir wohl den Alltag nur schwer prästieren. Wie schaffen wir es denn nun, aus diesem Meer von Informationen und Eindrücken in nützlicher Frist zu einer angemessenen, guten und nachhaltigen Entscheidung zu gelangen?

Daniel Kahnemann, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften und seines Zeichens Psychologe und Mathematiker beschreibt in seinem Buch «schnelles Denken, langsames Denken» zwei Wege, die zu menschlichen Entscheidungen führen können.

Einerseits benennt er das «System 1», welches intuitiv und automatisch funktioniert. Es ist unser rEVOLUTIONÄRES Vermächtnis und basiert auf Erfahrungen, Überlebensstrategien und Mustererkennung. Es ist quasi unser Autopilot – schnell, jedoch bisweilen diffus wie auch detailarm und dadurch unter Umständen fehleranfällig. Aktuelle Situationen oder Optionen werden mit ähnlichen Erfahrungen aus der Vergangenheit verglichen und schliesslich die gewinnbringendste Strategie gewählt und umgesetzt. Bei einer Auswahl von insgesamt unattraktiven Optionen wird die Möglichkeit in Betracht gezogen, die erfahrungsgemäss am wenigsten Verlust generiert. Dr. Maja Storch prägte im Zusammenhang mit Kahnemanns schnellem System 1 den Begriff des «emotionalen Erfahrungsgedächtnisses». Wie der Name bereits erahnen lässt, spielen laut der Psychoanalytikerin bei dieser effizienten Entscheidungskomponente Gefühle und Emotionen auf der einen und Erfahrungen auf der anderen Seite eine wesentliche Rolle bei der optimalen Entscheidungsfindung.

Kahnemanns «System 2» hingegen arbeitet analytisch, bewusst und rational». Maja Storch vergleicht diese Vorgehensweise, die sie «Bewertung» nennt, mit dem Tun und Handeln, dass man von Mr. Spock aus Raumschiff Enterprise kennt. Kleiner Exkurs: Mr. Spock ist ein Halbvulkanier aus dem Startrek-Universum und im Unterschied zu uns Menschen sind ihm Gefühlsregungen und Emotionen fremd. Er entscheidet ausschliesslich aufgrund von Fakten, Daten und Analysen. Kahnemanns «System 2» steht für das langsame, präzise und detaillierte Denken, für Selbstkontrolle und Fokussierung. Entscheidungen, die hauptsächlich auf System 2 beruhen, sind in der Regel bis ins äusserste Detail durchdacht und begründet. Einzelne Optionen werden systematisch und präzise verglichen und einander gegenübergestellt. Die erfolgversprechendste Option wird ausgewählt um umgesetzt. Der Prozess der Entscheidung kann sich über einen längeren Zeitraum erstrecken und je nach Situation träge und unübersichtlich werden.

In den meisten Fällen wird es weit weniger relevant sein, ob man sich zwischen einem Sesam- und einem Sonnenblumenbrötchen zum Frühstück entscheidet, als wenn es um Lebensentscheidungen geht, wie für respektive gegen die Gründung einer Familie oder pro und kontra einen Hauskauf. Und wenn bei der ersten Entscheidung durchaus eine geworfene Münze oder ein Spontankauf zielführend sein kann, so ist es bei komplexeren Entscheidungen doch sehr beruhigend zu wissen, dass der Mensch auf zwei Systeme zur guten Lösungsfindung zurückgreifen kann.

Die Flexibilität, Entscheidungen sowohl aufgrund von Erfahrungen als auch unter Einbezug des analytischen Verstandes zu tätigen, ist die Basis für gute Entscheidungen. Captain Kirks Entscheidungen auf dem Raumschiff Enterprise, um diese Metapher noch einmal aufzugreifen, resultierten genauso aus dem logischen Denkvermögen von Mr. Spock wie dem humanistischen und emotionalen Ansatz von Dr. McCoy.

Während die rationale Entscheidungsebene auf logischen, benennbaren und zuweilen auch wissenschaftlichen Fakten basiert, welche man ausgezeichnet mittels einer Entscheidungsmatrix, einem Entscheidungsbaum oder anderen Darstellungsmöglichkeiten visualisieren kann, braucht es womöglich etwas mehr Lebenserfahrung, Geduld und mitunter Achtsamkeit, um verlässlichen Zugriff auf das emotionale Erfahrungsgedächtnis zu erlangen. Leider haben wir den Zugang zu unserem Bauchgefühl bisweilen auch etwas verlernt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit können sich die meisten Menschen an Situationen erinnern, wo sie deutliche somatische Marker, also körperliche Signale, beispielsweise in From von «Schmetterlingen im Bauch» oder einer aufsteigenden Schamröte im Gesicht wahrgenommen haben. Nicht immer sind diese Hinweise jedoch so stark wie oben beschrieben ausgeprägt. Gewiss kann es sehr hilfreich für eine gute Entscheidungsfindung sein, seine ganz persönlichen körperlichen Regungen zu wahrzunehmen und interpretieren zu können.

rEVOLUTIONÄR betrachtet, sind uns die schnellen, emotionalen und nicht bis ins Detail durchdachten Entscheidungsmuster aus «System 1» übrigens sehr vertraut. Wohl kaum ein Ahne von Homo Sapiens hat seine Entscheidung bei der Partnerwahl mit einer Entscheidungsmatrix verifiziert und untermauert. Und so erstaunt es wenig, dass Menschen unter enormem Handlungsdruck oftmals scheinbar kopflose und überstürzte Entscheidungen treffen. Denn im Stress greifen wir Menschen gerne auf alt bewährte und einfache Strategien zurück.

Um seinen Körpersignalen zu trauen, braucht es eine gewisse Selbstkompetenz. Das bedeutet, das verlässliche Wissen darum, was einem gut oder schlecht tut und daraus resultierend, die Wahl einer Strategie, die erfolgversprechend für die persönlichen Zielerreichung ist. Unsichere Menschen nehmen zwar ihre Gefühle wahr, fallen jedoch nicht selten in eine innere Zerrissenheit, was wiederum dazu führen kann, dass sie ihre Entscheidungen zum Teil fremdbestimmt, «dem Frieden zuliebe» fällen. Manchmal kann es in solchen Situationen helfen, den Faktor Zeit spielen zu lassen und eine Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

#BESTPRACTICE – 4 Tipps, um gute Entscheidungen zu treffen

  • Verstand und Bauchgefühl in Einklang bringen – allenfalls Bedenkzeit für Entscheidungen einplanen
  • Ein klares, positives Ziel oder Zukunftsbild visualisieren & im Geiste durchleben, je fokussierter und realer das Ziel ist, umso eindeutiger wird sich der Weg dahin abzeichnen
  • Üben: das Erkennen von körperlichen Signalen kann wunderbar bei einfachen Entscheidungen, wie der Auswahl zwischen zwei Pizzen praktiziert werden
  • Selbstkompetenz, Selbstwert und Selbstregulation entwickeln – durch Innehalten, bewusstes Atmen, Achtsamkeitsübungen und der Herstellung eines guten Körpergefühls

Das Thema der Entscheidungsfindung ist omnipräsent und kommt häufig in meiner Tätigkeit als Coach zur Sprache. Mit meiner fundierten Ausbildung und einem gut gefüllten Methodenkoffer begleite ich meine Kunden und Klientinnen auf Ihrem Weg zu ihrer gesundheitlichen Selbstkompetenz und mehr Wohlbefinden.